Der Ort
Neuer Kunstverein Gießen e.V.
Ecke Licher Str./Nahrungsberg · 35394 Gießen
(RMV ab Bahnhof mit der Buslinie 2 bis Haltstelle "Nahrungsberg")
Öffnungszeiten: Sa. 15–18 Uhr und nach Vereinbarung
Tel.: 0178 – 6604302
Seit Ende 2003 beherbergt ein trutzartiger, solide gemauerter Pavillon an der Licher Straße den Neuen Kunstverein Gießen. 1937 nach Plänen von Wilhelm Gravert „als Kiosk- Toiletten- und Umspannanlage“ am Rand des Gießener Friedhofs erbaut und nach dem Krieg als typisches Wasserhäuschen genutzt, versprach ein gewisser „Max“ seitdem, dass er dort „alles hat“, was zwischendurch vonnöten ist.
Mit seiner Transformation zum außergewöhnlichen Ausstellungs-Ort zeigt sich hier einmal mehr, daß in Zeiten oft beschworener wirtschaftlicher Not kleine und scheinbar unbedeutende Territorien Anlaufstellen für Bedürftige jedweder Art werden können, sofern diese sich von Kunst und Kultur etwas erhoffen.
Im öffentlichen Raum verankert und vom funktionalen Erbe eines gut
einsehbaren Verkaufsstandes geprägt, dessen Angebote lediglich im Vorbeigehen konsumiert wurden, steht dem Neuen Kunstverein Gießen ein besonderer Standort zur Verfügung. Nicht schiere Größe ist dabei das Pfund, mit dem man wuchern kann. – Vielmehr bieten Beschaffenheit und Geschichten des Ortes Anlässe und Ausgangspunkte für unterschiedlichste künstlerische Auseinandersetzungen. Wir haben es mit einer Gießener Spezialität zu tun, die prädestiniert ist, den begehrlichen Blicken auf die Zentren die Unaufgeregtheit und das Charisma der Provinz zur Seite zu stellen.
Der ehemalige Ausstellungsort Liebig-Museum, Untergeschoss:
Vom 4. Juli 1999 bis zum 10. Dezember 2000 mit den Ausstellungen Nr. 1 bis Nr. 6.
Ein halbes Jahr nach seiner Gründung hatte der NEUE KUNSTVEREIN GIESSEN dank des großzügigen Entgegenkommens des Vorstandes der Justus-Liebig-Gesellschaft in den neu hergerichteten Räumen im Untergeschoss des Liebig-Museums vorrübergehend eine erste Bleibe gefunden. Beim Gießener Liebig-Museum handelt es sich um ein einzigartiges, in Fachkreisen weltberühmtes Wissenschaftsmuseum. Der älteste Teil ist das ehemalige Wachhäuschen einer 1817-19 errichteten Kaserne, in dem der bedeutende deutsche Chemiker Justus Liebig 1823 sein chemisches Laboratorium einrichtete. 1833 und 1839 wurden Erweiterungsbauten angefügt. Insbesondere das Analytische Labor und der Hörsaal, in dem Liebig seine Vorlesungen hielt, bieten eine auch für den Laien eindrucksvolle Atmosphäre.
Die Ausstellungsräume des NEUEN KUNSTVEREINS GIESSEN befanden sich im Untergeschoss des ehemaligen Wachhäuschens. Von einem 30 m² großen Raum, der sich als konventioneller Ausstellungsraum nutzen lässt, gehen niedrige dunkle Kellergewölbe ab, die sich hervorragend für konkret auf den Ort bezogene Installationen eigneten. Diese sehr spezifische Situation sahen die Verantwortlichen des Kunstvereins als Chance für die Einrichtung von kleinen, aber konzentrierten Ausstellungen. Eine besondere Herausforderung für Künstlerinnen und Künstler, die sich auf den Ort einlassen wollen, konnte die Verbindung zum naturwissenschaftlichen Museum in den oberen Räumen darstellen.